Die frisch vereidigte Arbeitsministerin Bärbel Bas will neben Finanzminister Lars Klingbeil den SPD-Parteivorsitz übernehmen. Sie kündigte heute in Berlin an, beim Parteitag Ende Juni zu kandidieren. Unterstützung von Präsidium und Vorstand hat sie dafür.
Auf einer Pressekonferenz sagte sie: „Ich habe mich nach vielen Gesprächen entschieden, heute der Partei das Angebot zu machen“. Und ergänzte: Sie wolle in der SPD etwa für „soziale Sicherheit, aber auch für Bildungsgerechtigkeit“ stehen. Am Sonntag hatte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken erklärt, nicht mehr für das Amt der Co-Vorsitzenden anzutreten.
Unterstützung bekommt Bas auch aus ihrer Heimat. Sarah Philipp, Co-Chefin SPD NRW sagt The Pioneer: „Bärbel Bas ist ein absoluter Gewinn für die Neuaufstellung der SPD. Ihre Biografie steht beispielhaft für das sozialdemokratische Aufstiegsversprechen.“ Bas und Philipp kommen beide aus Duisburg und kennen sich bereits seit vielen Jahren. Philipp beschreibt die Arbeitsministerin als bodenständig, nahbar und „im besten Sinne ein Mensch von nebenan“.
SPD NRW-Co-Chefin Sarah Philipp © ImagoDie Suche hat ein Ende: Schon seit längerem war Klingbeil auf der Suche nach einer neuen Co-Vorsitzenden. Bas war immer wieder im Gespräch. Doch mit dem Wechsel ins Kabinett kam die ehemalige Bundestagspräsidentin für den Parteivorsitz eigentlich nicht mehr in Frage.
Doppel-Rollen: Denn zwei Vorsitzende, die auch im Kabinett vertreten sind — das wollte die Partei eigentlich vermeiden. Dafür sei das Amt zu arbeitsintensiv, heißt es aus Parteikreisen.
SPD-Politiker Serdar Yüksel sieht die künftige Rollenverteilung an der Parteispitze kritisch. Der Abgeordnete, der ebenfalls aus dem Ruhrgebiet kommt, sagt gegenüber The Pioneer: „Diese Doppelbelastung könnte dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, sich voll und ganz auf die Parteiarbeit zu konzentrieren.“ Es wäre wahrscheinlich vorteilhafter gewesen, wenn einer der beiden nicht Teil des Kabinetts gewesen wäre, sagt Yüksel weiter.
SPD-Politiker Serdar Yüksel © ImagoKlares Nein aus dem Saarland: Zunächst galt Anke Rehlinger als Favoritin für Eskens' Nachfolge. Doch die saarländische Ministerpräsidentin lehnte ab. Die Distanz zwischen Berlin und dem Saarland sei zu groß. Zudem ergebe eine Doppelfunktion angesichts der herausfordernden Aufgaben auf Bundes- und Landesebene keinen Sinn.
Genossen versuchen zu intervenieren: Wie The Pioneer erfuhr, haben mehrere SPD-Abgeordnete in den vergangenen Tagen versucht, Rehlinger doch noch von einer Kandidatur zum Parteivorsitz zu überzeugen. Doch die Saarländerin blieb stur. In der Partei ist sie beliebt. Sie regiert nicht nur erfolgreich ein Bundesland, sondern gilt auch als sehr fleißig und ehrlich. Sie war für viele Genossen die Favoritin für den Parteivorsitz.
Das zeigt: Die SPD hat ein Personalproblem. Klingbeil suchte lange nach einer neuen Co-Vorsitzenden, fand jedoch außer Rehlinger und Bas keine Frau, die dem gewünschten Profil entsprach und Interesse an dem Amt hatte.